Hilfe, meine Tür hängt schief, wo ist der nächste Tischler?
Gerade bei Türen von Küchenschränken kommt es oft vor, dass die Topfbänder die Möbeltür nicht mehr in der ursprünglichen Stellung halten. Dadurch ist das Fugenbild zwischen den Türen, also der Abstand zwischen den einzelnen Türen nicht mehr parallel wie ursprünglich. Im schlimmsten Fall stoßen sie zusammen und lassen sich gar nicht mehr komplett schließen.
Um diesen Missstand zu beheben, brauchst du keine Fachkraft, sondern nur ein Werkzeug, das sicher auch in deinem Haushalt vorhanden ist.
1. Das passende Werkzeug
Zum Einstellen einer Möbeltür mit Topfscharnier benötigst du einen Kreuzschlitz-Schraubenzieher, meistens handelt es sich um die mittlere Größe Nummer 2.
Von der Nutzung eines Akkuschraubers raten wir eindringlich ab, denn meistens werden die entsprechenden Schrauben nur zwei oder dreimal gedreht, und das Türblatt befindet sich dann schon in der gewünschten Position. Der Akkuschrauber dreht schnell mal eine Umdrehung zu viel und rutscht vom Schraubenkopf ab. Dadurch wird der Kopf beschädigt, das Ein- oder Ausdrehen der Schraube wird erschwert und die gewünschte Zeitersparnis geht wieder verloren.
2. Wie stelle ich ein Topfscharnier ein?
Topfscharniere werden durch die einfach zugänglichen Schrauben an der Grundplatte in drei einfachen Schritten eingestellt. In Fachkreisen wird es auch „gang- und schließbar machen“ genannt.
Türen aus Spanplatten haben leider neben den vielen Vorteilen zwei entscheidende Nachteile:
- Sie sind im Vergleich zu Rahmentüren relativ schwer
- Spanplatten bieten keine gute Grundlage für langfristige Verschraubungen
Deswegen kann es vorkommen, dass die vormals perfekt ausgerichtete Schrankwand oder Küche nach ein paar Jahren unansehnlich aussieht, weil die Abstände der Türen untereinander um einige Millimeter variieren, sie quietschen oder klemmen.
Wenn Topfscharniere verbaut sind, sollte dir die Ausrichtung im Gegensatz zu den anderen Bändern und Scharnieren aber kein Kopfzerbrechen bereiten. Denn das Topfband ist deshalb so beliebt, weil Du es in allen drei Dimensionen einstellen kannst. Darüber hinaus lässt es sich auch sehr einfach montieren.
Achte bitte darauf, die folgende Reihenfolge einzuhalten, sonst musst Du eventuell noch einmal von vorne anfangen!
2.1 Schritt 1: Luft zwischen Korpus und Türblatt einstellen
Die Luft zwischen dem Türblatt und dem Möbelkorpus bei aufschlagenden Türen beträgt werksseitig 0,7 mm. Dieser Abstand ist notwendig, damit die Möbeltür sich frei vor dem Schrank bewegen kann.
Wenn die Tür ausreichend Abstand hat und es sich nicht um einschlagende Möbeltüren handelt, kannst du diesen Schritt überspringen und gleich zu Schritt 2 springen.
Wenn die Tür sich zu dicht am Korpus befindet, quietscht es manchmal und du musst selbst Hand anlegen: Ist die obere Kante zu weit vom Korpus entfernt, löse die hinterste Schraube bei der obersten Grundplatte und vergrößere den Abstand so weit, dass die Schranktür sich frei vor dem Möbel bewegen kann. Entsprechend verfährst du bei jedem anderen Topfband, am besten du beginnst an den äußeren Bändern.
2.2 Schritt 2: Schranktür hängt – was tun?
Wenn es ein Problem mit einem Topfscharnier gibt, dann liegt es meistens daran, dass die Tür sich nicht mehr in der richtigen Position befindet und hängt.
Der Grund ist, dass entweder die Befestigung des Scharniers im Holz an Kraft verloren hat oder das Scharnier aufgrund des Alters ein wenig Spiel hat, was meistens der Fall ist.
Bei einem Möbel mit einer einzigen Tür und zwei Bändern liegt die Sache klar auf der Hand:
Drehe beim unteren Scharnier die vorderste Schraube der Montageplatte im Uhrzeigersinn und beobachte, wie sich der Abstand zwischen Tür und Außenkante des Korpus verändert. Wenn das nicht ausreicht, drehst du beim oberen Scharnier in die entgegengesetzte Richtung wie unten.
Manchmal musst du die hinterste Schraube durch ein paar Umdrehungen lösen, weil sie das flexible Scharnier an der Montageplatte fixiert. Nachdem du die Einstellungen vorgenommen hast, ziehe die hinterste Schraube wieder fest.
Das ist aber je nach Ausführung unterschiedlich und die neueren Arten von Topfscharnieren kommen ohne diese zusätzliche Schraube aus.
2.2.1 An einer Tür befinden sich mehr als zwei Topfscharniere
Bei Türen mit mehr als 2 Topfbändern trennst du die bewegliche Verbindung von der Grundplatte bei den mittleren Scharnieren. Wenn die Tür passt, kannst du diese wieder einklipsen oder anschrauben, je nach Ausführung. Schlussendlich werden diese an die benachbarten Scharniere angepasst.
.
2.2.2 Mehrere Türen ausrichten
Befinden sich mehrere Türen in einer Reihe, so orientiere dich am unteren Rand. Zusätzlich zur waagerechten Position jeder einzelnen Tür solltest du natürlich darauf Acht geben, dass die Abstände zwischen den Türen überall gleich sind.
Wenn Du es ganz genau machen willst, bestimme die Summe der Möbeltüren und die Gesamtbreite des Korpus und ermittle die Werte dazwischen.
Meistens ist dein Problem der Ausrichtung hier schon gelöst. Wenn du aber zum Beispiel einen Schrank hast, bei dem sich viele Türen übereinander befinden, musst du dich gegebenenfalls auch um die Höheneinstellung kümmern.
2.3 Schritt 3: die Höhe der Tür verstellen
Die Höhe der Möbeltür am Korpus veränderst du, indem du die beiden Schrauben der Grundplatte löst, sowohl beim oberen, als auch beim unteren Scharnier. So kannst du die komplette Möbeltür nach oben oder unten verschieben. Nutze die sehr nützlichen bunten Abstandsklötze, wenn dir eine Hand fehlt. Sie werden eigentlich zum Verglasen von Fenstern genutzt und sollten in keiner Werkzeugkiste fehlen. So kannst du den Abstand zur benachbarten Möbeltür effektiv vergleichen.
Wenn mehrere Topfbänder vorhanden sind, verfahre wie schon weiter oben beschrieben und löse die Verbindung der mittleren Topfscharniere und passe sie danach wieder an.
3. Scharniere pflegen
Wo du gerade dabei bist, könntest du die Gelegenheit auch gleich nutzen und den Topfscharnieren ein wenig Pflege zukommen lassen.
Wenn Du Muße hast, reinige die Scharniere mit einem Pinsel oder einem weichen Lappen von Staub und Schmutz. Meist reicht aber auch ein Tropfen Feinmechanikeröl oder ein Multifunktions-Spray auf alle beweglichen Teile. Das verlängert die Lebensdauer und auch dein Scharnier freut sich.
4. Türen mit anderen Bändern oder Scharnieren einstellen
Wenn Du nicht zum Hobel oder zur Schleifmaschine greifen willst, um eine klemmende Tür wieder gangbar zu machen, so musst du dich den Bändern oder Scharnieren widmen, die das Türblatt im Rahmen oder im Korpus halten.
4.1 Schraube locker
Oftmals lösen sich die Schrauben von schweren Türen oder solchen, die sehr oft bewegt werden. Das macht die Sache leicht, denn Abhilfe schafft hier, alle Schrauben nachzuziehen oder durch kräftigere zu ersetzen, sofern sie nicht mehr ausreichend Halt besitzen. Manchmal hilft es auch, ein Stück Holz in das Loch zu schlagen. Dann hält die alte Schraube wieder besser.
4.2 Tiefer legen
Ein früher gängiges Werkzeug war der Grundhobel. Er diente dem alleinigen Zweck, dem Band oder Schließblech einen ebenen Untergrund an der gewünschten Position zu verschaffen. Mit einem Hammerschlag wurde der Hobel um Zehntelmillimeter höher oder tiefer gestellt und das entsprechende Loch vertieft, nachdem die Umrisse mit dem Stecheisen markiert wurden.
Genau dies ist nötig, wenn die Tür aus den Fugen geraten ist und „hängt“. Das obere Band muss tiefer in das Loch eingelassen werden, falls dies die meist ohnehin schon schmale Fuge zwischen Blatt und Rahmen überhaupt zulässt.
4.3 Kürzen
Wenn alle Stricke reißen, gibt es ja immer noch die Kreissäge:
Ein gerader Schnitt auf der Schiene ist schnell gemacht und kürzt die Tür so weit, dass die untere Kante nicht mehr auf dem Boden oder im Falz schleift. Aber Achtung bei furnierten Türen: das Furnier bricht gerne aus, wenn die Gummilippe der Schiene schon in Mitleidenschaft gezogen wurde.
4.4 Die Hammer-Methode
Zusätzlich zu den schon vorgestellten Herangehensweisen gibt es noch die sprichwörtliche Hammer-Methode. Dabei hilft entweder ein kräftiger Gummihammer oder bei schmiedeeisernen Türen auch mal der dicke Vorschlaghammer.
Hänge die Tür oder das Tor aus und versetze dem oberen Band in Richtung des Türblatts einen beherzten Schlag. Wie schon oben erwähnt, hängt die Tür meist der Erdanziehungskraft folgend. Damit wird der Abstand im oberen Bandbereich der Tür verringert und die diagonal gegenüberliegende Ecke leicht angehoben. Sofern der Abstand im Bandbereich ausreichend groß ist und die Bänder einen Schlag verschmerzen können, ist dies durchaus eine probate und schnelle Methode. Manchmal helfen auch zwei kräftige Rohrzangen, um das Band in die richtige Form zu bringen. Dazu musst du allerdings das Band ausbauen.
Würdest du die Tür im eingebauten Zustand belassen, läufst du Gefahr, die Schrauben, die die Bänder halten, aus ihrer Verankerung zu schlagen. Dieses Risiko willst du sicherlich nicht eingehen, oder?
Wenn die Hammer-Methode zu grob ist, folgst du im Prinzip der oben beschriebenen Vorgehensweise bei den Topfbändern. Hängt die Tür, verringere den Abstand zwischen Blatt und Rahmen beim oberen Band, indem du das Band tiefer in den Rahmen einlässt, egal ob auf Rahmen- oder Blattseite.
Oder du vergrößerst den Abstand beim unteren Band dadurch, indem du passendes Furnier, ausreichend dicke Abstandsklötze oder Ähnliches beim unteren Band unterlegst.
5. Pro Tipp: Bänder und Scharniere ohne Werkzeug einstellen
Auch ohne passendes Werkzeug kann man bei einem freistehenden Schrank die Türen einstellen. Leg mal einen Abstandsklotz unter eine der vorderen Ecken des Schrankes und beobachte, wie sich die Türen zueinander verhalten. Nun probiere es so lange herum, bis die beiden Tür-Oberkanten auf gleicher Höhe sind. Natürlich kannst du Klötze auch hinten unterlegen, aber meistens kommst du dort nicht so gut ran.
Gerade bei neuen Schränken ist es wichtig, den Schrank vor dem Einstellen der Türen an den endgültigen Aufstellort zu stellen. Der Boden ist in den seltensten Fällen hundertprozentig eben. Die Enttäuschung ist sonst groß, wenn die Türen perfekt ausgerichtet sind, am Ende der Schrank aber nochmal 10 cm weiter nach links muss und du nochmal fast von vorne anfangen musst.
6. Pro Tipp: Schlossseite einstellen
Auch wenn sich Möbeltüren aus Spanplatte normalerweise nicht verziehen und kein Schließblech besitzen, könnte dir dieser Extra-Tipp helfen, wenn du das nächste Mal eine Rahmentür mit Füllung gang- und schließbar machen möchtest. Denn Rahmentüren verlieren nach vielen Jahren manchmal ihre Stabilität. Nachdem die Tür gangbar gemacht worden ist, schließt sie vielleicht nicht mehr richtig. Dann heißt es: das Schließblech muss noch angepasst werden.
Dazu markiere dir die Ober- und Unterkante der Öffnungen des Schließblechs mit einem abwischbaren Stift am Rahmen. Beim Schließen der Tür kannst du nun überprüfen, an welchen Stellen nachgebessert werden muss. Probiere auch gleich den Riegel zum Abschließen der Tür, um abzuwägen, ob es reicht, dass Schließblech nachzufeilen oder als Ganzes zu versetzen.
Wenn Du das Schließblech versetzen musst, handelt es sich ja meist nicht mehr als um einen Millimeter. Da wartet schon das nächste Problem: Die Aussparung im Rahmen ist mittels Stecheisen angepasst, aber die Schrauben ziehen das Blech immer wieder in die alten Schraubenlöcher.
Auch dafür haben wir eine Lösung parat: Schlage ein Streichholz oder einen dickeren Span aus Hartholz ins Schraubenloch. So wird die neue Schraube nicht mehr ins alte Loch gezogen und lässt sich an die richtige Position setzen.
War alles verständlich? Wenn du noch Fragen hast, lass es uns gerne wissen. Wenn du weitere Tipps hast, wie man Scharniere und Topfbänder einstellt, teile sie mit uns! Unsere Leser und wir danken es dir.
0 Kommentare